Beim Album der Woche bespricht jeweils ein Mitglied der BACKSPIN Gang das nach unserem Ermessen spannendste neue Rap-Album. Komplett subjektiv, Track by Track und bewertet auf einer Skala von 1-10. Diese Woche nimmt sich unser Autor Daniel das vierte Soloalbum von Lakmann, „Reasonable Kraut“, vor – der hat sich dieses Mal Witten Untouchable Producer Rooq an die Seite geholt.
Künstler: Lakmann
Titel: “Reasonable Kraut”
Features: Jayla, Sylabil Spill, Flipstar, Kool Savas, Sido, Al Kareem, Boz, Beka, Fatoni, Magic Mess, Cap Kendricks, Chinch 33
Produzenten: Rooq
Releasedate: 31. Juli 2020
Label: Eartouch Ent./Groove Attack
Daniels Erwartungshaltung:
AAAAHH!! Lakmann ist zurück und hat wieder Rooq als Produzenten im Gepäck. Ich erwarte mir auf „Reasonable Kraut“, das auf Jay-Zs Debütalbum „Reasonable Doubt“ anspielen soll, Kopfnicker Beats, Golden-Era-Flair – aber in modern. Wenn sich das Album so gut anhört wie die fünf Singleauskopplungen, kann eigentlich nichts schiefgehen. Ich freue mich also wie ein Kind auf Weihnachten und bin gespannt auf die Feature-Gäste, die ich nicht erwartet habe, darunter Sylabil Spill und Fatoni. Jetzt wird Lakmann One gepumpt, Freunde!
1. Intro
Ein Acapella, aufgenommen auf der Straße, mit klarer Ansage: „Das ist ein Rap-Album!“ Man spürt Lakmanns Liebe zur Kultur und er haut mit gewohnter Leichtigkeit ein paar Lines raus. Geil!
2. Ein Stift ein Takt
Wir bleiben bei Liebe zur Kultur, Lakmann braucht nämlich nur einen Stift, ein Blatt, und einen Beat von Rooq. Dazu noch gelungene Vocal Cuts, Niko freut sich bestimmt darüber.
3. Geschwisterlästern (feat. Jayla)
Jayla hatte ich ehrlich gesagt davor nicht auf dem Schirm, sie überzeugt mich aber auf diesem Track mit ihrem Taktgefühl und dem Flow. Ich freue mich schon mehr von ihr zu hören!
4. Sonnenuntergang (feat. Sylabil Spill)
Dieses Feature habe ich schon bei meiner Erwartungshaltung erwähnt. Mit Message und Gesellschaftskritik passt Sylabil Spill perfekt auf diesen Track. Der Beat ist wieder erste Sahne. Bin begeistert.
5. Illustrierte
Die erste Single-Auskopplung auf „Reasonable Kraut“ habe ich schon gefühlt 1000 Mal gehört. Lakmann’s lockere Art zu rappen fesselt mich einfach. Eine chillige Nummer, auf der der Wittener Rapper einen Einblick in sein Inneres gibt und seine krassen lyrischen Skills zeigt. Keine Spur von seinen 40 Jahren.
6. Drück auf Stop (feat. Flipstar)
Mit Flipstar habe ich auch nicht gerechnet. Ich werde mit seinem Flow nicht wirklich warm und die Hook von LAK find ich ein bisschen langweilig. Fällt für mich ein bisschen aus der Reihe
7. Reicher Mann
So gefällt mir der Frontmann von Witten Untouchable sehr gut. Auf dem Kopfnicker-Beat erzählt er aus seinem Leben und wird zum Geschichten-Erzähler, in den man sich hineinversetzen kann. Diesen Track habe ich auch schon als Single gekannt und vielfach gehört.
8. Geschraubt & gedreht
Einen Trap-Beat habe ich nicht erwartet. Lakmann möchte bestimmt auch zeigen, dass er mit der Zeit gehen kann und nicht mit dem Finger auf die neue Generation zeigt. Der Track ist gelungen, passt aber meiner Meinung nach nicht wirklich auf diese LP.
9. Triqueta (feat. Kool Savas & Sido)
Diese Konstellation kennen wir schon lange, und wir lieben sie. Lakmann killt auf diesem Track, er stellt auch die Parts von Savas und Sido in den Schatten. Warum Savas wieder jemandem ins Gesicht spritzen muss versteh ich nicht, aber bitte. Rooq ist wieder einmal on point mit seinem Beat.
10. Treue Leute (feat. AL Kareem & Boz)
Wenn es um treue Leute geht, muss sich der Wittener Rapper natürlich unter anderem Unterstützung von seinem Crew-Mitglied Al Kareem holen. Rooq haut hier wieder einen Trap-Beat raus, und obwohl mir der Beat gefällt, stört er mich in dieser Atmosphäre. Wenn ich mir Lakmann anhöre, möchte ich mit dem Kopf nicken bis zur Nackenstarre.
11. Begrabene Träume (feat. Beka)
Ein ehrlicher Track, der Struggle, Reue und Frust mit einem sehr guten Beka zeigt. Bis jetzt mein Lieblings Feature-Gast.
12. General 2020
Nachdenklich lässt Lak die letzten Jahre Revue passieren und rappt mit perfektem Taktgefühl, warum er der Beste ist. Außerdem hinterfragt er die Absichten, warum manche Rapper dieser Arbeit nachgehen. Er macht es nicht wegen dem Geld. Hut ab, General!
13. Love Song (feat. Fatoni)
Wer sich hier einen „Love Song“ wünscht, denkt falsch. Wie man es von Fatoni kennt, liegt hier Ironie in der Luft und es macht Spaß, diesen Track zu hören. Eine klare Message gegen Homophobie ist mir hängengeblieben, die in der Gesellschaft leider viel zu selten zu hören ist! Diese Stimmungswechsel zwischen den einzelnen Songs haben bei mir aber einen leicht bitteren Beigeschmack.
14. So und nicht anders (feat. Magic Mess, Cap Kendricks, Chinch 33)
Was ein Brett! Der Beat scheppert aus den Boxen, Haftbefehl– und Tupac Referenzen und purer Rap mit passenden Feature-Parts und Vocal Cuts aus den 90ern. So und nicht anders! Mehr ist hier nicht zu sagen.
15. Ausgestorbene Art
Der Abschluss des Albums wirkt wieder bedrückend ehrlich mit Blicken in das Innere des Protagonisten auf einem modernem, düsteren Beat und endet mit einem Zitat von Lakmann höchstpersönlich. Ein gelungenes Outro.
Fazit:
Lakmann reift in einem Rap-Fass und wird immer besser, je älter er wird. Wie ein guter Whiskey. Mit seinem kongenialen Produzenten Rooq schafft er hier ein Album, das außer zwei Trap-Ausflügen seiner Linie treu bleibt und wie ein Tagebuch Lakmanns wirkt. Lak hat nicht gelogen: Diese LP ist Rap! 8/10